Lausemädchen

Mittlerweile ist meine Siamkatze eine kleine dicke Katze geworden, die sich in diesem Leben gut eingerichtet hat und auch no plomplem damit hat, wenn ich gucken gehe ob ich außerhalb irgendetwas verpasse (Spoiler: nicht wirklich).

„Das ist mein Leben, vielleicht soll es so sein“, ich werde von der Katze von vorn bis hinten bedient. Ein Rollenbild aus dem vorigen Jahrhundert. Sie fegt schon morgens vor dem Kaffee durch, wäscht die Klamotten, kocht Thai-Food von Zutaten die sie auf dem Markt einkauft und hält den Arsch hin wenn mir danach ist. Meine Aufgabe beschränkt sich darauf, den ganzen Bums hier zu bezahlen.

Was man aber wissen muss, ist, dass man bei der Thai-Frau immer gleich etwas Familie dazu bekommt. Von der bekomme ich nicht allzuviel mit, einer der Söhne passt auf mein Condo auf, Tochter war früher mit in der Massage und hat sich nun einen Koreaner an Land gezogen der sie aushält.

Und dann ist da noch der älteste Sohn, der irgendwann ins Kloster gegangen ist, nachdem die Kiste mit seiner Ollen auseinander gefallen ist. Die haben auch eine Tochter, die nun 13 Jahre alt ist und dem Mordversuch ihrer Mutter glücklicherweise entgangen ist.

Seitdem lebte sie auf dem Land in der Khorat-Hochebene bei der Mutter von Katze, in dem Haus, das die Katze dort vor etlichen Jahren mal gebaut hat. Es ist übrigens vergleichsweise billig dort zu bauen. Dort hat das Mädchen auch die sechs Jahre Schulpflicht abgesessen. Viel lernt man da nicht, aber lesen und schreiben in Nudelschrift scheint zu klappen, in lateinischer Schrift immerhin den eigenen Namen.

Und seitdem hatte die Mutter das Kind nicht mehr im Griff. Das mag zum einen daran liegen, dass bei dem Pubertier die Hormone durchkickten, aber auch daran dass die Schule keine Struktur mehr in den Tag bringt. Der erste nutzlose Boyfriend stellte sich auch bereits ein und seitdem wurde sie zur Streunerin, die sich irgendwo rumtrieb und zu Hause nur noch selten sehen hat lassen.

Ein Fall für die Familie sich etwas auszudenken. Die Nachbarwohnung im Condo, ein runtergerocktes Studio, steht leer seitdem wir hier wohnen, also mindestens ein halbes Jahr. Als Monatsmiete wurden mir für einen Kumpel 5000 Baht im Monat angeboten wenn er mal zu Besuch kommt. Katze hat nun für Jahresmiete 3500 Baht monatlich vereinbart und da ist schon das Hausgeld und so mit drin. 

Die Miete zahlt der Vater und den Rest müssen wir (ratet mal wer genau) übernehmen. Das ist aber alles nicht teuer, Mama-Soup mit irgendwas drin ist ihr Lieblingsessen. Wir haben also nun ein Kätzchen in der Nebenwohnung. Genau genommen die Enkelin von Katze, sie sagt aber Mama zu ihr. Und ich, naja, „was kann es schöneres geben, als ein Onkel zu sein?“

Die Kleine kam recht ungepflegt und etwas unterernährt mit leichtem Gepäck hier an. Also konkret eine Plastiktüte mit wenigen Dingen des täglichen Lebens und dem wichtigsten Ding in ihrem Leben überhaupt: Ein nicht mehr ganz frisches Samsung-Handy. 

Außerdem ihre Haustiere. Die wohnen nämlich in ihren langen, schwarzen Haaren. Kopfläuse, kenne ich noch aus der Schule, da wurden sie sogar gehandelt um damit von der Schule befreit zu werden, sind wohl im Armenhaus Thailands weit verbreitet.

Halb so schlimm, so lange sie nicht schon schwanger hier angekommen ist. Wobei, so sicher wissen wir das erst nächsten Monat wenn sie ihre Tage bekommt. Und selbst wenn schon, Abtreibungen sind seit ein paar Jahren für Kinder unter 15 in den staatlichen Krankenhäusern kein Problem mehr. Vermutlich würde sich dann auch die Polizei dafür interessieren, egal ob es „der nette Mann von nebenan“ oder der Teenie-Boyfriend war, Ausnahmen für Romeo und Julia gibt es nicht.

Katze meint, wir könnten keine Kopfläuse bekommen, wir waschen unsere Haare ja täglich. Mein Kenntnistand ist da ein anderer, Haare waschen macht nur saubere Läuse, aber wer bin ich dass ich solchen Dinge mit einer Katze diskutieren möchte. Statt dessen bestelle ich mal fix bei Lazada ein Glätteisen, ihre Geheimwaffe gegen Kopfläuse in den langen Haaren. Zusätzlich zu dem Schampoo und dem Nissenkamm natürlich.

Ich hab auch noch in Erinnerung, dass Klamotten und Kissen luftdicht für einen Monat weg gesperrt werden müssen. Katze hält das für übertrieben und bearbeitet das Lausemädchen täglich. Ihre Fellprobleme können die Katzen selbst in Angriff nehmen, mein Leidensdruck hält sich bisher in Grenzen, ich hoffe das bleibt auch so. Im worst case kommt die Matte ab und ich bekomme die Frisur meiner Sportskameraden. Mit Kätzchen ist die Katze überhaupt gut beschäftigt und ich kann öfter unterwegs, subjektiv stabilisiert sich die Gesamtsituation weiter.

Die Kleine kann durchaus noch etwas an Gewicht zulegen und bekommt entsprechende Naschereien vom Markt. Damit sie nicht nur in ihrer Bude rumhängt und verfettet, nehme ich sie dreimal die Woche mit zum Sport. Das scheint ihr sogar Sanook zu machen, ein paar neue Freunde findet sie dort auch. Ich zahle gerne für eine Person mehr meinen Beitrag und unterstütze so den gerade zum General beförderten Navy-Kumpel mit seinem Dojo.

Ganz nebenbei habe ich nun ein williges Fotomodell, sie liebt es vor der Kamera zu posen und schickt die Bilder stolz der Verwandtschaft. Endlich mal jemand der meine Kunst zu würdigen weiß.

Schwimmen kann sie wie viele Thais natürlich auch nicht, macht aber jeden Tag hier im Pool kleine Fortschritte. Es scheint übrigens in diesem Alter deutlich schwieriger zu sein, schwimmen zu lernen, als in sehr jungen Jahren. Mit den Themen Schule und Lernen kann man die Streunerin wegen bildungsferner Sozialisierung ohnehin nicht so richtig begeistern. 

Sie soll aber wieder zur Schule gehen, das neue Schuljahr fängt aber erst zu Songkran wieder an, bis dahin ist noch etwas Zeit. Statt dessen gibt’s Homeschooling auf der Katzenschule: Putzen, waschen, kochen, natürlich auch Grundlagen der englischen Sprache. Bei meiner Oma in der guten alten Zeit nannte sich das noch „auf poussieren studieren“ und das Ziel ist klar: Später soll das Kind mal einen ordentlichen Farang finden. So wie ihre Oma, Tante und Großtante.

Kommentare

  1. Sorry, falls es dich stört das ich schon wieder meinen Senf dazu gebe aber Onkelz Fan scheinst auch zu sein. Ich lese immer wieder am Anspielungen auf Liedtexte, das gefällt ;)

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