Es mangelt nicht an Möglichkeiten für ein Frühstück im Seebad. Auf meine Liste stand allerdings noch das Bake and Brew in der Nähe des Excite. Kann man machen, das Farmer-Omelett ist jetzt nichts was den Weg rechtfertigen würde. Aber jeder Weg in Pattaya bekommt im Nachgang seinen Sinn, wenn man sich einfach treiben lässt.
Pläne in Pattaya zu machen ist völlig sinnlos, sie sind nur hinderlich bei dem was passiert. Und das sind Dinge die man vorher gar nicht auf dem Plan hatte. Wie in meinem Fall nun eine random Massagebude im Buakhao-Millieu. Freundliche Omis winken schon morgens um neun und bieten fachgerechte Handgriffe an. Nicht was mich normalerweise ansprechen würde.
Aber nach dieser Nacht, eine normale Öl-Massage, ja klar. Wer ist an der Reihe, bai bai lupi. Ich werde sie Omi nennen, sie hat auch tatsächlich Enkel und ist über 60, ja genau, hoksip. Omi erklärt, es gäbe hier nur Massage, die Chefin passt auch darauf auf. Das ist okay für mich, für 250 Baht sowieso.
Omi ist schlank und sportlich, da können sich manchen Zwanzigjährige in Deutschland noch eine Scheibe von abschneiden, nur im Gesicht sind die Falten unübersehbar. Sie war mit einem Skandinavier zehn Jahre verheiratet und hat ihn bis zu seinem Tode gepflegt, Krebs ist ein Arschloch. Seitdem macht sie diesen Job und ist ebenso lange ungefickt, da fehlte Zeit und Gelegenheit. Ich lasse das mal so stehen und es gibt Indizien dass die Geschichte stimmen könnte, es ist aber auch egal.
Ich frage Omi ob sie nach Feierabend in mein Hotelzimmer möchte. Sie zögert und massiert weiter. Mehr als anbieten kann ich es ja nicht. Unsere Wege trennen sich ohne Verabredung aber ich habe einen groben Plan. Naja mehr eine Idee. Und auch nur falls ich sowieso Abend in der Nähe bin. Ich rufe ein Bolt und nehme ein anderes Projekt in Angriff.
Mein deutscher Immobilien-Kumpel Heiner ist zwar ein feiner Kerl, aber bisher gabs noch keine Interessenten die meine vakante Bude in Augenschein nehmen wollten. Zeit die Strategie mal etwas anzupassen. Daher geht’s nun zum ersten Haus am Platze in Pratumnak wenn es um Condos geht.
Robert ist Engländer und Chef von das Ganze. Wir passen meine Preisvorstellungen etwas an und klären die Details. Mir war gar nicht bewusst, dass nicht nur Deutsche so hart an der Schwurbelgrenze leben. In dem Gespräch war wirklich alles dabei, aber soll mir egal sein wenn er die Wohnung verkaufen kann. Zumindest sind wir uns darin einig, dass Gold und Immobilien als Asset ab Bedeutung verlieren und Bitcoin gewinnen wird.
Eine Sache die ich mit meiner Siamkatze nicht machen kann, ist zum Inder gehen. Katze mag allgemein keine Inder und den Geruch von deren Essen insbesondere nicht. Da gibt’s auf der Beach Road einen passenden Inder mit vielen Filialen überall, das ist nun meiner. Lecker und authentisch, wenngleich auch für das gebotene etwas zu teuer. Also nicht wirklich teuer, aber indisch vorgekochtes Zeug aus Blechschüsseln könnte günstiger sein.
Eigentlich wollte ich dann etwas von der Beachroad zum Nachtisch mit ins Hotel nehmen, aber das Angebot konnte mich nicht überzeugen, ich werde auch nicht gerne für doof verkauft. Also Fotos machen, ein Snack und Getränk hier und da und dann auf Umwegen zum Endboss, die jahrelang abstinente Omi aus der Massage zu ihrem Feierabend.
Wäre mir hier nun auf dem Weg eine Versuchung begegnet, wäre der Plan mit Omi Makulatur geworden, kann ja leicht passieren hier. War aber nicht so und drum stehe ich wieder dort, wo ich nach dem Frühstück schon war. Omi, hömma, wir mchen das jetzt so. Ich nehm noch eine Stunde bei Dir und danach geht’s in mein Hotel und ich bürste Dir die Spinnweben da raus wo die Sonne nicht hinscheint.
Diesmal denkt sie nicht mehr nach, sondern winkt mich direkt rein. Hat die mich überhaupt verstanden? Egal jetzt, wird sich zeigen. Sie macht ihre gute Öl-Massage wie immer, macht Feierabend und weist mich an um die Ecke zu gehen und zu warten. Dort kommt sie mit Helm und Jacke auf dem Moped an und sammelt mich ein. Wie ein Profi-Mototaxi schlängelt Omi sich durch den dichten Verkehr auf Buakhao und Klang.
Im Hotel stellt sie ihr Moped am Hotel ab und der Wachmann grinst sich eins, der hat ja am Vortag schon mitbekommen wie ich das gemischte Doppel vernascht habe. Und nun mal ernsthaft Leute: Das take care, das diese Generation Thai-Lady drauf hat, ist immer wieder sensationell.
Auch beim Rest weiß sie wie es geht, ihre kleine Falle schnappt zu wie ein Schraubstock, und oh my Buddha krallt sie sich bei jedem Stoß in meinen Allerwertesten. Wir reden noch viel zusammen, sie spricht passables Thai-Englisch auf Katzenniveau. Kein Griff zum Handy zwischendurch, auch die Glotze bleibt aus.
Als sie einschläft mache ich das Licht aus, werde wieder in der Nacht geweckt und muss noch mal ran, ich weiß nicht wie oft noch bis morgens die Sonne aufgeht. Sie macht sich frisch und will gerade los, als ich ihr noch die obligatorischen 1000 Baht in die Wäsche stecke. „You pay me for sex?“ – nein, möchte ich Dir nur so geben, das war dann in Ordnung.
Das waren zwei Tage Pattaya: „Egal, was man erwartet: Man bekommt, was man verdient. Geschichten, die das Leben schreibt, Schicksalsmelodien.“
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