Drecksloch

Kürzlich beim Karneval: "Treffen sich zwei Nutten an der Bundesstraße. Sagt die eine: Mainz ist ein Drecksloch! Sagt die andere: Meins auch." - haha, tätä. Den Narrenden in Mainz, Köln oder Düsseldorf sei das verbalsadistische Wortspiel erlaubt, doch mir fiel dabei spontan Pattaya ein.

Im Disneyland für Erwachsene ist die Luft verpestet von Abgasen und stinkt aus der Kanalisation, die sich danch ins Meer ergießt. Baustellen und frisierte Mopeds sorgen für die einzigartige Lärmkulisse, die später mit konkurrierenden Musikangeboten der offenen Bars ergänzt wird. Die Straßen sind kaputt und so überlastet, so daß man kaum die Seite wechseln kann, Fußgänger habens nicht so wirklich einfach und müssen aufpassen nicht in Löcher zu fallen oder gegen niedrig hängende Schilder zu laufen.

Dreispurig quält sich tagsüber der Verkehr direkt am Strand entlang, und wenn die Sonne untergeht bietet sich der öffentliche Nahverkehr mit und ohne Kondom an einer Promenade an, die zu einer ständigen Baustelle geworden ist. Mitunter übel riechende Inder stehen wie zu Hause unstrukturiert im Weg herum und chinesischen Reisegrüppchen spulen von Reiseleiter mit dem Fähnlein angeführt ihr Programm ab.

Trotzdem zieht es zur Saison noch reichlich Besucher in das vor vielen Jahren beliebte Seebad, aber auch die werden weniger. Der erlebnisorientierte Tourist versucht alle unangenehmen Aspekte zu vermeiden und zu verdrängen. Meist geht es daher statt zu Fuß mit dem Moped oder Songtheo vom Hotel zu den angesagten Restaurants und den zahlreichen Hotspots der attraktiven Erwachsenenunterhaltung.

Das muss man schon mögen, und ich mochte es auch bis vor einiger Zeit noch, hatte mir ja auch eine Wohnung nahe des Buddha Hill gekauft. Passend zum damaligen Lebensentwurf, der mich alleine in einer kleinen Luxus-Bude als Home Office mit Lotterbett und der Option für Feierabendbier und Essen aller Art in netter Gesellschaft vorsah.

Aktuell gucke ich aber in eine andere Richtung: Bang Saray. Da hatte ich schon hingeguckt bevor ich mit in Pattaya ein Condo geholt hatte, es war mir aber zu sehr ab von der Action. Das wiederrum wäre mir nun zusammen mit meiner Siamkatze ganz recht und ein Zimmer mehr könnte auch her.

Bang Saray ist kurz vor Sattahip, in der Nähe des Nong Nooch Garden, ein kleiner Ort der vielleicht in 20 Jahren so aussieht wie Pattays heute, aber aktuell recht still. Die Straßen sind sauber und intakt, nur alle paar Minuten kommt ein Fahrzeug vorbei. Sogar meine Mutter mit Rollator könnte hier die Straßenseite wechseln.

Zufällig hat mein Makler-Kumpel hier am Ende der Straße ein (Mehrfamilien-) Haus am See für mich. Statt Orangenblüten auf dem Weg, sind es zwar nur Frangipani, dafür schwimmen im See die Koi Karpfen. Sehr still und komplett von Mauern umschlossen, in der Nähe der Sukumvit, und zur Strandpromenade kommt man mit einem kurzen Spaziergang mit auffallend besserer Luft als in Pattaya. Eine schmale Straße führt am Strand enlang, dort dann auch ein paar angenehme Bars und Restaurants.

Bei der Besichtigung landen wir erstmal im falschen Haus, aber das war gut so, denn hier hing so ziemlich an jeder Tür ein Zettel mit amtlichen Siegel, dass diese Wohnung nun der Bank gehört. Da werden wohl in absehbarer Zeit noch etliche Wohnungen in Thai-Name auf den Markt geworfen. Überhaupt sind hier mehr Thais als Farangs zugegen. Der Katze gefällt das und vor allem die schöne Küche, die der Vorbesitzer aus der Schweiz für Thai-Verhältnisse aufwendig hat einbauen lassen.

Es wird also Zeit für einen Umzug, mit der Option bei Laune auch noch mal in das Zentrum des touristischen Wahnsinns zu fahren. Das geht mit dem Bolt für knapp über 200 Baht, so dass ich vermutlich auch hier kein Auto brauchen werde. Tatsächlich kann ich mir vorstellen, hier auch mit einem eigenen Moped meine Runden zu drehen. Wenn ich mich mit dem Verkäufer einigen kann, gehts noch vor Songkran zum Land Office und dann in neue Heim.

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