Kundendienst

Ich sitze in meinem kleinen Home Offce im Condo, Kollege ruft an, den ich nur dem Namen nach kenne: "Du sitzt doch in Berlin, oder?" -"Nee, gerade in Bangkok." - "Haha, guter Gag, für einen Moment hab ich eben glatt geglaubt Du bist gerade nicht in Berlin. Hömma, da issn Kunde gleich bei Dir da, die haben ein neues Büro am Hauptbahnhof, geh da Montag mal hin und hilf denen. Hab das mit Deinem Chef geklärt, das Projekt ist auf Deiner Timecard." - "Geht klar, schick mal den Kontakt, ich stell Termin rein."

Hatte schon seinen Sinn dass ich den Rückflug flexibel gebucht habe, nur der Rückflug mit dem A380 entgeht mir dann wohl. Aber das ist schon ok alles so, es war immer eingeplant dass ich plötzlich mal weg muss, und dann strapazier ich meine Visa-Tage auch nicht so und kann über den Jahreswechsel wohl schon wieder rüber. Madame war natürlich nicht begeistert, vor allem weil sie ganz fein damit klar kam statt zu ihrem neuen Job in der Massage hier um die Ecke einfach zu Hause zu bleiben und von mir 2000 Baht die Woche zu bekommen. Für mich albern wenig, etwas über 50 Euro und ich werde von vorn bis hinten bedient und bekomme alle Wünsche erfüllt, für sie eine perfekter Deal zumal sie ja nun ganz in meine Bude umgezogen ist und keine Miete mehr irgendwo bezahlen muss.

Zeitlich passt das ganze auch zeitlich perfekt in mein Konzept. Ich spüre dass meine Berlin-Zeit abgelaufen ist. Vor knapp 20 Jahren gabs in der Provinz auf dem platten Land keine ordentlichen Jobs für Leute wie mich, das musste ich schon nach Berlin. Wo dann auch die Szene der Hedonisten ganz andere Möglichkeiten der Freizeitgestaltung gab als die spießige Kleinstadt wo man schnell zum Beischlafbettler wurde wenn man nur mal ab und zu etwas murmeln wollte. Oder wurde sofort verhaftet und kam dann aus der monogamen Beziehungskiste nur mit viel Krach und Kosten wieder raus.

Da traf es sich ganz gut, dass der Holländer mit meiner Frau anbändelte und dachte ich merk das gar nicht was da läuft. Schnell das Haus verkauft damit die Olle mit ihren Gören da nicht drin sitzen bleiben kann und ab nach Berlin. Das Zentrum des Wahnsinns, es war eine geile Zeit mit zahlreichen zwischenmenschlichen Kontakten, und nun wird es Zeit zu gehen. Ich werde die Bude auflösen und kann mir in der Provinz eine billige Alibi-Unterkunft suchen, so ganz ohne festen Wohnsitz wäre auch blöd, vor allem wegen Steuern und den 183 Tagen im Jahr.

Am letzten Tag des Urlaub soll man sich gut einen reinfräsen, das ist zwar nicht gesetzlich vorgeschrieben, aber immerhin gute Tradition. Ich bin mit Madame am Abend früh dran, natürlich, sie hängt ja den ganzen Tag bei mir im Loom oder unten im Garten am Pool rum, sieht so entspannt aus wie noch nie, sei ihr gegönnt. Ich wollte schon lange mal wieder zum Beefeater, also mit dem Songtheo kurz hin, leider alles voll. Etwas zu essen muss als Grundlage aber her, KISS ist gleich um die Ecke, mir ist heute nicht nach Thai-Food, Madame aber schon, also dann da. Der Laden ist so schlecht wie eine Imbissbude an der Autobahn, unverständlich wieso der immer so gut besucht sein kann.

Weiter gehts zum einschädeln in die Triangel-Bar, unsere Philipinos spielen wieder, zwei SanMig für 170 Baht. Davon bestellen wir im Laufe des Abends noch so viele, dass ich den Tausender los werde, allerdings mit etwas Barbecue von der Straße, das mir Madame natürlich anschleppt. Anschließend ist Madame so voll dass ich nicht weiß ob ich sie kotzfrei nach Hause bekomme, mit dem Songtheo geht das aber, da kann man notfalls durchs Gitter spucken.

Wir sprechen über Wünsche, die man noch so hat. Jaja, Gold und Diamanten, sie grinst, meint das aber nicht ernst, Geld kann jeder gebrauchen. Ihr großer Wunsch wären neue Möppse. Ja, davon hab ich schon mal gehört. Genau genommen habe ich sogar Erfahrung damit, also nicht ich direkt, sondern meine Swinger-Französin von vor 10 Jahren. Ein zierliches Persönchen, der Bruder zog sie schon immer auf wegen ihrer Spiegeleier die sie dort hat wo andere Titten haben. Weil ich la petite francaise eh überall hin mit ihrem Dienstwagen chauffiert habe, gings dann auch mal kurz zur Klinik nach Tschechien, wo ihr zwei niedliche Gummibären unter den Brustmuskel geschoben wurden. Das Ergebnis sah richtig gut aus und war mit 2500 Euro gefühlt auch nicht zu teuer. Vor allem hatte sie ihrer Spaß daran ihre neuen Dinger im Club zu zeigen und sich eben diese von notgeilen Wixern vollkleckern zu lassen.

Nun diese Madame also auch. Was ich aus Gesprächen vom Stammtisch so mitbekommen habe, Kosten so etwa 80k Bath für ordentliche Arbeit, Pfusch auch deutlich günstiger im Angebot, trau schau wem. Madame ist aber gut informiert, sie hat eine Freundin, wir nennen diese Miss Copy. Das Gegenteil von Original ist bei Madame nämlich Copy, ich hätte den Ausdruck Fake verwendet, aber Copy klingt vielleicht auch etwas besser. Also bei Miss Copy wurde alles schon gemacht, die ist süchtig nach sowas und hat ihr Gesäuge wie ein Pornostar mehrfach upgraden lassen. Die kennt sich also aus möchte ich annehmen, dazu hat die einen deutschen Falang der solche Schnippeleien finanziert.

Lange Rede kurzer Prozess: Ich habe für das Projekt 100k als Budget freigegeben, möchte aber einen Plan mit allen Positionen sehen, bevor es losgeht, sonst gibts kein Geld. Findet sie etwas gemein vom mir dass ich nicht einfach in meiner App auf den Knopf drücke und ihr die Kohle pauschal rüberschiebe. Andererseits scheint allein die Zusage für das Projekt schon etwas zu sein mit dem sie stolz wie Bolle überall rumprahlen kann. Ich werde das Ergebnis dann angucken wenn ich wieder zurück bin.

Am nächsten Tag mit Feuerstein zum Susibums, in Rekordzeit durch die Kontrollen, der Koffer ist literally leer, da ist gar nix drin. Zum Burger King noch ein Menü, dann zum Gate, Flieger nach Doha.

Neben mir wieder ein junge Thai-Dame, aus Bangkok, irgendwie selbstständig, mit Mutter eine Reihe weiter vorn, auf dem Weg nach Milano, Verwandtschaft besuchen. 

Der Vogel startet, zufällig treffen sich unsere Hände auf der Armlehne, sie greift meine Hand und lächelt mich an und lässt mich erst wieder los als wir auf Reiseflughöhe sind. Nach dem Essen checkt sie ob Mutter auch schläft, ich mache die Armlehne hoch und sie kuschelt sich an mich an. Das Licht ist aus, ich spüre ihre Lippen an meinem Hals und sie schläft ein. Später sitzen wir wieder anständig nebeneinander, wir reden, wo mein Zuhause ist? Das weiß ich nicht, ich habe eine Wohnung in Berlin und eine in Pattaya. Ich weiß es gerade wirklich nicht. Landung, wir verlassen den Flieger und auf dem riesiegen Airport mit seinen vielen Verzweigungen verlieren sich unsere Wege.

Weiterflug mit dem Airbus A350, das ist doch mal ein richtiges Fluggerät, nicht so ein Ami-Schrott. Fliegt auch 41.000 Fuss und hat aktuelles Bordprogramm. Das meine Sitznachbarin übrigens nicht versteht, Vietnamesisch ist nicht in der Auswahl, sie kann weder Deutsch noch Englisch. Sie ist gut gekleidet, Blazer und Rock wie Business-Lady, ich ahne wohl dass es ihr in Berlin nicht so gut ergehen wird, aber nicht meine Baustelle, Kommunikation dazu nicht möglich, und ich muss auch nicht alle menschlichen Baugruben ausloten. Ihr ahnt schon was kommt, die schläft im Sitz ein und ihr Kopf fällt nicht in die Richtung vom dem stieseligen Typ am Gang, der so cringe ist dass ich lieber nicht hingucke, sondern ihr ahnt schon was kommt. Lehne hoch, komm her, später bringt sie sich wieder artig in eine aufrechte Sitzposition.

Wenn mir nun jemand erzählen würde, dass ihm das dauernd passiert, würde ich sagen der spinnt. Aber so ist das wohl auf diesen Reisen, da passieren Dinge, die glaubt einem keiner. Dazu zählt auch der Zoll der ausgerechnet diesmal gerne den Inhalt meines Koffers sehen wollte. Der wie bereit erwähnt leer ist, weil ich jede Menge Krempel in meine Bude gebracht habe. Dazu noch etwas Schienenersatzverkehr, ich bin wieder da. Es gibt noch viel zu tun.

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