Fotografie

 Fotografiert habe ich eigentlich immer schon. Vom Opa gabs die erste Kamera als Leihgabe, ich meine irgendwas mit Agfa Rapid, mit einer speziellen Bauform von Kleinbild-Patrone. Fokus musste nach Metern eingestellt werden und um die Entfernung zu bestimmen war auf dem Blitzschuh so ein kleines Entfernungs-Messgerät aufgesteckt. Damit Fotos zu machen war unfassbar teuer für Taschengeld-Empfänger.

Immerhin konnte ich in Vaters Dunkelkammer und später in der Foto AG der Schule selbst entwickeln und vergrößern. Das machte man damals so, auch der Vater vom Nachbarsjungen der als Pressefotograf bei der Zeitung angestellt war. Der wiederum mit meinem Vater im Foto-Verein war, wo es jede Woche ein Thema gab, die Liste der Themen für das Jahr im voraus, und dann zeigte man sich seine Kunst am Freitagabend, schwarzweiß auf Ilford 18x24 war so der Standard. Man lobte Detailschärfe und Komposition sowie die Originalität der Motivwahl, als Kind durfte ich da aber nicht mitspielen.

Bei den Knipskästen schieden sich die Geister, es gab das Team Canon und das Team Nikon, dazu natürlich noch Leute die quadratisch wie heute bei Insta mit der Hasselblad auf Rollfilm knipsten. Ich natürlich durch die Bezugspersonen Team Nikon, und irgendwann auch eine eigene Nikon FM. Viel billiger wurde das Hobby aber nicht und die Interessen änderten sich auch. Irgendwann kam dann die erste passable Digitalknipse, ich als Mann der Software natürlich gleich zugegriffen, von Kodak mit optischem Sucher und VGA-Auflösung.

Zwischendurch immer mal wieder ein Update der Hardware, auch mal Olympus oder Panasonic-Lumix, aber meist wieder Nikon, niemals Canon. In der Zwischenzeit fanden auch Kameras in Telefone ihren Weg, die auch mittlerweile beeindruckende Leistung bieten und mangelnde Hardware durch Software kompensieren. Das bringt auch wirklich erstaunliche Resultate, die soweit gehen dass Samsung in Bilder in denen ein Mond erkannt wird eben dieser aus NASA-Bildern ersetzt wird. Irgendwie ganz geil aber mit Fotografie hat das nichts mehr zu tun.

Auch Rauschen und Unschärfe kann man heute mit intelligenten Algorithmen weg bügeln. Vor allem hat das Handy den Vorteil, dem man der besten Kamera zuschreibt: Immer dabei zu sein. Wir werden uns wohl daran gewöhnen müssen, dass wir den Bildern pauschal nicht mehr glauben können, es lässt sich heute so ziemlich alles faken und aufmotzen. Wir müssen vielmehr der Quelle vertrauen und nicht dem Bild.

Es gibt also das schnelle Handy-Foto, oder man kann bewusst mit der Kamera losgehen, seine eigene Idee von der richtigen Blende und Fokus in die Datei bringen. Ein interessanter Nebeneffekt ist noch, dass jemand mit der Kamera anders wahrgenommen wird als noch einer, der sein Telefon benutzt. Und das stimmt irgendwo auch, ohne die richtige Ambition würde heute niemand mehr so einen Klopper der Vollformat-Klasse mit sich rumschleppen. Ich muss dabei zugeben, dass mir das aktuell sogar zu protzig wäre, mit meiner Nikon Z fc mit APS-C bin ich heute noch eher zurückhaltend unterwegs. Aber wirklich ein schönes Gerät, vor allem wenn man früher eine Nikon FM gehabt hat, die Knöpfe funktionieren alle immer noch genau so, voll retro.

Was hat das nun alles mit Pattaya zu tun? Wenn man hierhin auswandert, wie ich das so im Ruhestand vorhabe, braucht der Mann drei Dinge meiner Meinung nach:

1. Einen festen Wohnsitz, damit man nicht dauernd umziehen muss.

2. Eine feste Frau, die tut was eine Frau so nach konservativer Ansicht macht.

3. Eine Beschäftigung, die einen ausfüllt, damit man nicht in die Sucht abgleitet.

Daneben natürlich etwas Kleingeld, um das alles möglich zu machen, aber das versteht sich ja von selbst.

Mein Plan ist mich als Privatier, sofern ich mir das leisten kann, etwas mehr der Fotografie zu widmen. Ich habe dem Projekt spaßeshalber einen Namen gegeben: Pattaya Patrol. Der Plan: Der alte weiße Mann geht mit seiner Kamera durch das Fischerdorf und knipst was ihm vor die Linse kommt. Nicht nur dort, es soll ja noch viel mehr zu erkunden geben. Dabei soll man dieser Quelle vertrauen können, es wird alles transparent mit Metadaten geliefert. Und es geht nicht darum Geld zu verdienen, wenn ich das wollte würde ich in meinem normalen Beruf arbeiten.

Alles was ich knipse soll unter einer freien Lizenz verfügbar sein, in meinem Fall CC-BY-SA. Heißt auf deutsch: Bedient Euch und macht damit was ihr wollt aber schreibt dran woher es kommt. Auf diese Weise lebt meine Arbeit auch noch dann weiter wenn ich schon längst verbrannt wurde. Flickr behauptet die Bilder unter Creative Commons auch dann nicht zu löschen wenn man seine Beiträge nicht mehr bezahlt, also werde ich meinen Kram da mal ablegen. Das ist allemal besser als wenn wie bei Vatern die Diakästen im Sperrmüll landen weil keiner sich mehr dafür interessiert.

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